So einfach diese Aufreihung sein mag, so wichtig ist sie für jeden Einzelnen von uns. Ohne das Können von Bauern kein Getreide. Ohne Getreide kein Mehl und ohne Mehl kein Brot.
Wenn wir heute erleben, wie Getreide für die Energiegewinnung verbrannt und verarbeitet wird, dann muss sich diese Menschheit schon fragen lassen, ob der liebe Gott das so gewollt hat. Energieverschwendung und maßloser Energieverbrauch gegen den Hunger dieser Welt.
Ziemlich am Anfang der Reihe und trotzdem von vielen gar nicht mehr bewusst erkannt und erlebt, steht der Müller. Als Bäcker weiß ich so ein bisschen davon, was Müller täglich leisten. Was in der Linder-Mühle in Sulzfeld geleistet wird, weiß ich von Roland Linder. Viele, viele Geschichten habe ich während unserer gemeinsamen Studienzeit über seine Linder-Mühle gehört und viele Ideen haben wir in nächtelangen Gesprächen diskutiert. Nicht zuletzt unsere gemeinsamen (Brot-)Erlebnisse in Amerika haben uns gezeigt, dass Größe allein kein Maßstab sein kann.
Die kleine Mühle, das kleine Familien-Mühlenunternehmen, die Mühle vor Ort, die den Bauern ihr Getreide abkauft und unser aller Versorgung sicherstellt,ist wichtig. Das Vertrauen in seinen Müller, den man kennt und dem man in die Augen schauen kann, der die Verantwortung für sein Mehl übernimmt, ist für jeden Bäcker wichtig, für jede Hausfrau und Mutter, wenn sie für ihre Familie backt.
Die Herkunft des Getreides aus nahegelegenen Feldern sichert optimale regionale Qualität. Die Vermahlung bei der Linder-Mühle in zwei Mahlsystemen garantiert den hohen Qualitätsstandard der Mehle. Der Arbeitsablauf von der Anlieferung des Getreides bis zur Auslieferung des Mehls erfolgt nach zertifizierten EU-Richtlinien.
Zuerst findet eine intensive Reinigung des Getreides mit einem Aspirateur (Luft- und Siebreinigung) statt. Später werden die einzelnen Mahlposten im Labor zu einer optimalen Mischung zusammengestellt. Dort wird natürlich auch ständig die Getreide- und Mehlqualität überprüft. In einer neuen zusätzlichen Spezialmühle wird ein Teil des Weizenmehls feinstvermahlen. Dieses feinste Weizenerzeugnis wird dem normalen Mehl in kleinen Mengen hinzugefügt und dient der Verbesserung der Backeigenschaften.
Für den kleinen Haushalt erhält man in vielen Mühlen vor Ort, auch bei der Linder-Mühle, viele Sorten Mehl z.B. Weizen-, Roggen-, Brot-, Dinkelmehle, Dunst, Gries, Nudelmehle, Pizzamehle, Weizen- und Roggenbackschrote, Vollkornmehle und mehr. Bäckereien und Großkunden erhalten ihre Lieferungen heute lose per Silo-LKW oder abgepackt in 25 oder 50 kg Säcken.
Im Familienunternehmen Linder-Mühle ist die vierte Generation schon angetreten. In zweiter Generation hat Theo Linder (geboren 1932) die Mühle von seinem Vater übernommen. Sein Sohn Andreas (geboren 1965) ist der gerade verantwortliche Müllermeister und dessen Sohn Christian (geboren 1990) ist bereits Müllergeselle und auf dem besten Weg, die Mühle weiterzuführen.
Die Geschichten des alten Müllermeisters Theo Linder sind geprägt von der Nachkriegserfahrung und davon, dass die Getreidequalität in Deutschland damals nicht ausreichend war und man mit sogenanntem Ami-Weizen den deutschen Weizen aufwerten musste. Heute sind die Themen von Müllermeister Andreas Linder: Qualität, Service und Pünktlichkeit. Natürlich auch: Was müssen wir tun, um im Markt, im Wettbewerb bestehen zu können?
Hier sind auch die Bäcker in der Pflicht, regionale kleine Mühlen zu bevorzugen! Die Herausforderung der nächsten Generation kennen wir heute noch nicht. Ich persönlich glaube aber, dass die Achtung vor dem Getreide, dem Mehl und dem Brot für uns alle eine Herzensangelegenheit sein sollte.
Autor/Textnachweis: Thomas Rösch