Am 16. April 2019 feierte Karl Koller seinen 100. Geburtstag. Wir trafen uns zwei Tage danach im alten Grabenhäuschen am Rand der Kitzbüheler Stadtmauer.
Tief beeindruckt steht man vor ihm (100 Jahre alt), der einer Legende gleicht und der sehr freundlich zusammen mit Ida seiner lieben Partnerin (90 Jahre alt) da vor seinem Häuschen am Gartenzaun steht. Die Feierlichkeiten der letzten Tage haben ihn angestrengt, aber er hat sie souverän gemeistert, erzählt Ida.
Neben vielem, was es über Karl Koller zu schreiben gäbe, darf man an 1946 erinnern, als er erster Kombinationssieger des berühmten Hahnenkammrennens nach dem 2. Weltkrieg wurde. Weiter darf berichtet werden, dass er Gründer des Skilehrervereins in Kitzbühel war und die einheitliche Bekleidung der Skifahrer erfand: Rote Pullover, rote Zipfelmützen und schwarze Hosen. Man sollte schnell erkennen können, wer in einer Gruppe der Skilehrer war. Die roten Teufel von Kitzbühel sind deshalb ebenso legendär.
Anfangs waren die Skilehrer nicht begeistert von der Bekleidungsidee: „Wir machen uns doch nicht zum Kasperl“, aber nach und nach hat sich der Koller
Karl durchgesetzt. Oft war er seiner Zeit voraus. So erfand er den Kurzski und neue Lehrmethoden. Insbesondere der Skiausbildung der Kinder widmete er sich leidenschaftlich. Kinder wollen spielen und nur spielen. Er erinnerte sich an seine Kindheit (der Jüngste von zehn Kindern), wie er gerne mit Bällen spielte und so fanden die Bälle Einzug in seine Skischule und die Kinder lernten mit den Bällen Bewegungsabläufe, die sie sonst - ohne - nicht so schnell erlernt hätten.
Seine Skifahrer Kollegen/innen beschreiben ihren Chef heute wie folgt: Er war streng. Forderte Disziplin, Pünktlichkeit, Ehrgeiz und man sollte sich ein Ziel setzen. Er selbst setzte sich für seine Mitarbeiter ein. Wenn sich ein Gast über einen Skilehrer beschwerte, sagte er: „Kommen Sie heute um 17 Uhr in mein Büro und dann können wir mit dem Skilehrer reden.“ Von zehn, die sich beschwert hatten, sind neun nicht gekommen.
100 Jahre Leben sind, wenn man vor einem solchen Menschen steht, sehr und tief beeindruckend. Man wird demütig, ob der Lebenserfahrung eines solchen Menschen. Karl Koller spricht davon, wie wichtig die Liebe ist. Dass er mit seiner Frau Hilde 54 Jahre verheiratet war und dass er im hohen Alter von 80 Jahren seine heutige Lebensgefährtin Ida getroffen hat, die er liebevoll gerne neben sich hat und natürlich auch auf meinem Foto unten. Die weiteren Fotos, die ich in seiner Schatzkammer machen durfte, zeugen von dem, was Karl Koller erlebt und geschaffen hat. Sie dürfen uns Erinnerung sein, wie wertvoll s/ein Leben ist. Seien wir also dankbar dafür. Jeden Tag.
Ihnen lieber Karl Koller, Ihnen liebe Ida, von Herzen danke für den Moment mit Ihnen beiden. Bleiben Sie gesund. Gott segne Sie.
Autor/Textnachweis: Thomas Rösch