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Der Retter der Quitten

Der Herr der Quitten, so stand es in der Ausgabe 4/2010 von Slowfood Hohenlohe-Tauber-Main- Franken und es hat mich begeistert, was ich da über Marius Wittur gelesen habe.

Deshalb habe ich ihn im Herbst in Untereisenheim besucht. Meine erste Frage war: »Wie man dazu kommt, sein Berufsleben der Quitte zu widmen?« Er hat mir erzählt, dass er aus dem Apfeldorf Wehrheim im Taunus stammt und dort, wohl wegen der vielen Apfel-, Kirsch- und Birnbäume, schon die Faszination für Obst angelegt wurde. Eine frühkindliche Prägung. In seiner Heimat hatte er viel Kontakt zu Obstbauern. Grüne, Bio, das waren in dieser Zeit noch die Spinner. Er selbst ist dann seinen beruflichen Weg in Richtung Baumpflege / Gehölzschnitt gegangen. Bäume haben ihn fasziniert. Als Lebewesen. Als Stifter menschlicher Kultur sollten sie genutzt werden, nicht missbraucht. Er erzählt mir, dass viele Hochkulturen - Ägypter, Perser, Inka - genau in dem Moment untergegangen sind, als die Balance von Nutzung und Ausbeutung von Holz nicht mehr gewährleistet war.
Auch heute sprechen wir über Waldsterben. Wir sollten diese Zeichen beachten! Gerade alte Bäume müssen als Lebewesen erhalten bleiben. Sie zeigen die strahlende Faszination, die Menschen dazu bringt, den Bäumen mit Anstand und mit Achtung entgegen zu treten.

Wie aber kam er zur Quitte? In Würzburg hatte er einen ersten Kontakt zur Quitte. Die Eigentümerin eines Quittenbaumes sprach recht abwertet über ihren Ernteerfolg. Sie selbst braucht einen Eimer voll Quitten, den Rest wirft sie weg. Sie bot ihm an, im nächsten Jahr wieder vorbeizukommen, um sich diesen Rest abzuholen. Als er dann wirklich ein Jahr später vorbeikam, um diesen Rest abzuholen, gab ihm die Quitte den Rest. Er war begeistert vom Holz und dann vom Duft der Quitte. Und er fand heraus, fitness dass sich die letzten 200 Jahre kaum jemand mit der Quitte beschäftigt hat und es sie deshalb in ihrer Vielfalt wohl bald nicht mehr geben wird.Also hat er begonnen, erst einzelne Bäume anzupachten und dann Flächen wild zusammenzupachten, oft mit Handschlag, was bei alten Bauern mehr wert ist, als ein Stück Papier! Er erzählt mir, dass die Alten noch das Veredeln kannten. Oft gab es in einem Dorf drei, vier Spezialisten, die mit Reisern veredeln konnten. Wenn jemand im Garten einen Obstbaum stehen hatte, der zwar tolle große Früchte gebracht hat, der Geschmack aber nicht gut war, wurden auf diesen Obstbaum Reiser aufgepfropft, von durchaus kleineren, vielleicht auch unansehnlicheren Sorten, wenn sie im Geschmack besser waren. So war das also eine ganzheitliche Entscheidung: das ist würdig, dass wir es weiterzüchten. Heute zählen Größe, Ertrag und Transportfähigkeiten und so wäre in Kürze die Vielfalt der Quitte ausgestorben. Anderen Früchten geht es sicher auch so. Vor Ort erfahre ich von dem Engagement von Marius Wittur: Er hat den Astheimer Quittenlehrpfad angelegt, macht sich kundig über die Quittensorten und bestimmt diese. Hat eine Baumschule mit 40 Quittensorten und macht einen wunderbaren Quittenwein, Quittensecco und Quittensaft. Ich danke ihm beim Weggehen für sein Engagement und dafür, dass er für uns alle viel Gutes für die Quitte tut. Für mich ist er, der Retter der Quitten. Danke und Vergelt’s Gott.
www.mustea.de

Autor/Textnachweis: Thomas Rösch

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